Wer einmal daran gedacht hat, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, sich aber nicht darüber hinausgesehen hat, kann nun eine zusätzliche Hilfe bekommen. Speziell ausgebildete „Wegbegleiter“ unterstützen künftig bei Bedarf die ersten Starttreffen von Selbsthilfegruppen behutsam und bleiben so lange dabei, bis die Gruppe alleine „laufen“ kann. Mit diesem Angebot will die Dienststelle für Selbsthilfegruppen die Selbsthilfe im Land langfristig stärken.
Aller Anfang ist schwer. Auch in einer Selbsthilfegruppe ist das manchmal so. Viele Menschen wären zwar an einem Austausch mit Gleichbetroffenen interessiert, es fehlt ihnen aber die Kraft oder das Zutrauen, um den Aufbau und Start einer Selbsthilfegruppe eigenständig in Angriff zu nehmen.
Das will das Team der Dienststelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit nun ändern. Seit 15 Jahren betreut der Dienst die rund 200 lokalen Selbsthilfegruppen. Nun soll, zusätzlich zur bereits bisher immer schon erfolgten Begleitung der Aufbauphase vor dem effektiven Start einer Selbsthilfegruppe, eine weitere Form der längerfristigen Begleitung angeboten werden. Das neue Projekt der „Wegbegleiter für Selbsthilfegruppen“ bietet eine zusätzliche Form der Unterstützung und Begleitung durch speziell geschulte Freiwillige. Insbesondere soll es dadurch auch gelingen, Selbsthilfegruppen zu neuen Themenbereichen ins Laufen zu bringen. Denn nicht selten fehlt etwa pflegenden Angehörigen, Trauernden, Personen in Trennungssituationen oder Alleinerziehenden die Kraft, den Start einer Selbsthilfegruppe alleine anzugehen. Dies gilt besonders auch bei den Themen Suizid, Einsamkeit, bei psychischen Erkrankungen, Behinderung. Zwar wäre die Nachfrage da, aber trotzdem ist es nicht immer möglich, in diesen nachgefragten Bereichen Gruppen zu starten.
Damit ein noch größerer Teil der Bürger/innen das Potential der Selbsthilfe für sich entdecken und längerfristig praktizieren kann, bietet der Dachverband nun diese neue Form der Unterstützung durch die „Wegbegleiter“ an.
Gerade in der Anfangsphase einer Selbsthilfegruppe kann es hilfreich sein, wenn die Gruppentreffen eine Zeit lang begleitet werden. Von einer dafür gut geschulten Person, die die Kommunikation in der Gruppe und den Ablauf der Treffen behutsam unterstützt und so lange dabeibleibt, bis die Gruppe alleine „laufen“ kann. So können die anfänglichen Unsicherheiten überwunden und eine neue Gruppe auf den Weg gebracht werden.
Vor Jahren ist die Idee dieses behutsamen Unterstützungsangebots in Dänemark entstanden und erfolgreich in Deutschland und in Italien weiterentwickelt worden. Ab jetzt können auch in Südtirol speziell ausgebildete und ehrenamtlich tätige Freiwillige bei Bedarf und auf Nachfrage die Treffen der Selbsthilfegruppen zeitweise unterstützend begleiten.
Heuer zu Jahresbeginn hatte der Dachverband dafür interessierte Freiwillige gesucht. Aus den Bewerbungen wurde eine Gruppe von 13 Personen ausgewählt. Sie haben in den letzten Monaten eine Schulung zum „Wegbegleiter“ für Selbsthilfegruppen absolviert und jetzt abgeschlossen. Diese „Wegbegleiter“ unterstützen künftig auf Anfrage die Selbsthilfegruppen bei ihren ersten Treffen, oder geben die nötigen Impulse, wenn sich in bereits bestehenden Selbsthilfegruppen Situationen ergeben, wo eine zeitweise Wegbegleitung sinnvoll oder gar notwendig für das Weiterbestehen sind. Jetzt sind die „Wegbegleiter“ bereit für den Einsatz und stellen sich der Öffentlichkeit vor. Es sind: David Thomas Ausserhuber, Maruska Bertolini, Erika Kofler, Barbara Rottensteiner, Helga Huber, Iris Mumelter Leimgruber, Ingeborg Nollet, Dietlinde Perathoner, Wilma Runggaldier, Werner Schwienbacher, Helmuth Sinn, Günther Walch und Evelyn Weissteiner.
Alle 13 „Wegbegleiter“ freuen sich auf ihre neue spannende und herausfordernde Aufgabe. Als Freiwillige helfen die „Wegbegleiter“ natürlich kostenlos. Sie stehen zeitlich begrenzt für zwei bis acht Treffen den Selbsthilfegruppen in ihrer Startphase oder anderen bestimmten Phasen der Gruppe zur Verfügung. Sie unterstützen die Teilnehmer/innen darin zusammenzufinden, miteinander zu reden und sich vertraut zu machen. An der inhaltlichen Arbeit der Gruppe beteiligen sich die „Wegbegleiter“ nicht. Wesentlich ist, dass sich die „Wegbegleiter“ unterstützend in die Gruppenprozesse einbringen, ohne sich einzumischen. Das Hauptziel ist, die Gruppe dazu zu befähigen, selbständig weiterzuarbeiten. Selbstverständlich ist Verschwiegenheit garantiert.
Alle interessierten Bürger/innen, aber auch Vereine und Dienste können dieses neue Angebot nutzen, wenn es Themen gibt, zu denen eine Selbsthilfegruppe in Gang gesetzt werden sollte. Der Kontakt und die Vermittlung der „Wegbegleiter“ erfolgt durch die Dienststelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es in der Dienststelle für Selbsthilfegruppen, Tel. 0471 312424, [email protected]
Radiointerview mit dem Radiosender Grüne Welle: hier reinhören
PM und Video auf Stol: hier nachlesen und anschauen
Gruppenfoto der Wegbegleiter
Vorne sitzend vlnr: Barbara Rottensteiner, Ingeborg Nollet, Helmuth Sinn, Günther Walch, Dietlinde Perathoner, Werner Schwienbacher, Helga Huber
Hinten stehend vlnr: Wilma Runggaldier, Julia Kaufmann (Dienststelle für Selbsthilfegruppen), Maruska Bertolini, Evelyn Weissteiner, David Thomas Ausserhuber, Iris Mumelter Leimgruber, Erika Kofler, Irene Gibitz (Dienststelle für Selbsthilfegruppen)